Hei...

viele Touren haben wir schon durch den Norwegischen Dovre-Sunndalsfjella-Nationalpark gemacht... aber noch nie bei Eis und Schnee. Wir, das sind meine Frau Sabine, unsere Hunde und ich. Sinn und Zweck dieser Touren ist das Trekking an sich, die Natur und unser Hobby das Filmen. Nachdem die Ausrüstung zusammengestellt war kam das große Erwachen... Filmen in eisiger Kälte erfordert eine umfangreiche Ausrüstung, sprich viele schwere Akkus, Wärmepads um die Kamera über Nacht einigermassen "warm" zu halten, ein schweres Berlebach Holzstativ, eine Ersatzkamera... und dann noch Kleidung, Lebensmittel und Brennstoff für die Kocher... alles für 12Tage gerechnet. Mein Sohn Benjamin, Anfang 30, sprang für meine Frau ein... da gab es nur ein Problem, er war noch nie im Norden und mochte auch Gebirge nicht so besonders. Aber er ist fit und sportlich trainiert. Am 23.Februar ging es in Richtung Norden los. Als Ausgangspunkt für unsere Tour nisteten wir uns bei unseren Freunden Karla und Ingmar ein... kurz vor dem Norwegischen Ort Oppdal liegt die Ansiedlung Engan, direkt am Fluss Driva und am Fusse des Dovrefjells gelegen. Nach einem herzlichen Empfang durch unsere Freunde bei Kaffe und Kuchen wurde festgelegt wo die Tour beginnen sollte... und zwar etwas weiter südlich in Richtung Hjerkinn bei der kleinen Ansiedlung Groenbakken. Schlittenhundgespanne brachten uns und unsere Ausrüstung die ersten Kilometer bis an den Berg Kolla von wo aus wir mit Schneeschuhen und Pulka unsere Route aufnahmen.
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Da waren wir nun also... mit 50-60Kilogramm Gepäck pro Mann und das aller erste mal auf Schneeschuhen! Um es vorweg zu nehmen, Schneeschuhlaufen macht Spaß und nach einer halbstündigen "Einlaufphase" fluppte das wie von selbst! Übrigens... mein Sohn der ja überhaupt keine Berge mag, bekam Glanz auf den Augen... so eine Landschaft hat er noch nie gesehen und so hat er sich das auch nicht vorgestellt... das Fieber hat ihn gepackt!
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Noch etwas zu unserer Route, die war nicht bis auf das letzte festgelegt, wir waren da auf die Hilfe der Ranger angewiesen wo welche Tiere in etwa stehen... auch Tierspuren wiesen uns oft den Weg. Auf jeden Fall war das Wetter sonnig und kalt, wir beschlossen daher kein Zelt aufzubauen, sondern lediglich einen Windschutz aus Schnee zu errichten. Kalt oder unwohl war uns zu keiner Zeit... zu erwähnen sei aber das wir beide nicht sonderlich kälteempfindlich sind und unsere Jobs einen Aufenthalt ganzjährig im Freien erfordern.
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Die Tage verliefen wie am Schnürchen, nach dem Abendessen, welches in der Regel aus Vollkornmüssli mit Wallnüßen und Trockenfrüchten, etwas luftgetrocknete Salami, einer Tafel Schokolade und einer Fertigsuppe bestand, verkrochen wir uns in die Schlafsäcke wo ein fast 11stündiger Schlaf begann. Jeder Morgen war ein goldener Morgen mit fantastischen Sonnenaufgängen... und einige "Mitbewohner" der Bergtundra wurden durch den Essensgeruch in unsere Nähe gelockt. Jeden Morgen staunten wir über die Tierspuren nahe unserer Schlafsäcke... meist waren es Fuchsspuren, aber auch Vielfraß waren da vertreten und einmal entdeckten wir Luchsspuren. Regelmäßig überflogen auch Steinadler unsere Lager... bei ihnen begannen ganz allmählich die Balzflüge.
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Am vierten Tag, wir waren in etwa zwischen dem Berg Snoehetta und der Hütte Ämotsdalen, veränderte die Sonne ihr Aussehen und ein tiefes Grollen war aus Richtung Gebirge zu vernehmen. Alles ging nun sehr schnell... ehe wir uns versahen standen wir in einem echten WhiteOut. Ruckzuck gruben wir uns in einen etwa vier Meter hohen Schneeüberhang ein... naja, eingraben ist gut, der Schnee war hart wie Beton und wir waren froh das der Kopf runter bis zur Taille wenigstens darunter passten. Für den Rest musste eine etwa 1,80Meter hohe Schneewand ausreichen. Dann hieß es für ca. 15 Stunden in Deckung gehen und auch bleiben. Nach dem Sturm kam ein Temperatursturz der meinen Kameras arg zusetzte... welch ein Glück daß ich 40 Wärmepads dabei hatte um die Kameras darin einzuwickeln... ich hatte es geahnt!" "
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Der Sturm war schnell vergessen und das Wetter zeigte sich jetzt erst recht von seiner guten Seite. Auch den Kameras wurde durch die Wärmepads neues Leben eingehaucht. Nun hieß es die Ausrüstung packen und rauf auf die Berge, dort wo der Wind den Schnee weggeblasen hat und das spärliche Grün herauslugt. Das Grün bedeutet Futter für die Moschusochsen... und die wollten wir ja noch Filmen. Nach etwa zweistündigem Fussmarsch auf Schneeschuhen, fingen mich meine Füsse an zu ärgern... sie schmerzten unter den Zehenballen und an der Ferse. Waren die Salomon Snow Trips doch noch nicht gut genug eingelaufen oder waren es die Socken...? Kurz und knapp, es waren die Merino-Wollsocken. Irgendwie wollten meine Füsse nicht mehr so richtig damit. Ich hatte aber noch einen Geheimtip dabei... die Erzgebirgssocke... nach Norwegischem Rezept angefertigt. Diese Socken waren eine Offenbahrung... so als wenn Schuh, Socke und Fuß zusammen auf die Welt gekommen wären! Jetzt konnte es ohne jemals wieder Probleme zu haben, viele Höhenmeter weiter gehen. Auf einer kleinen und schneefreien Erhebung, standen wir plötzlich direkt vor drei starken Moschusochsen... es waren Bullen und einen von ihnen erkannte ich von früheren Touren. Er ist uralt, das linke Horn ist gebrochen und hinten links, den Hinterlauf zieht er stark nach... hatte wohl vor Jahren mal einen schweren Unfall. Seine Lahmheit täuscht, fühlt er sich bedrängt wird er flott... und wie! Unser letztes Lager errichteten wir im direkten Sichtkontakt dieser Tiere, so konnten sie uns einschätzen und fühlten sich nicht bedroht... das macht ein arbeiten mit den Tieren entspannt, sie zeigen durch bestimmte Verhaltensmuster ihr "unwohlsein" an.
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Für uns ging dann eine fast dreiwöchige Tour zu Ende... für mich die allererste mit meinem Sohn. Es war herrlich! Tolle Erlebnisse hatten wir... und viele Erfolge für unser Filmprojekt. Für mich war es oft Schwerarbeit... Stativ aufbauen, Kamera ausrichten, Belichtung messen... ins Bild gehen und irgendeine "Action" machen, dann wieder Retour und alles einsammeln.
Unsere Ausrüstung vom Schuh über den Kocher bis zum Schlafsack hat bestens funktioniert... und am 11.Mai geht es wieder hoch, diesmal mit Frau und Hund.
Zum Schluß noch ein Satz zu den Bildern... das sind keine Fotos sondern Standbilder aus den laufenden Szenen, da leidet dann die Qualität wenn man sie als Fotos darstellt.
Unter https://vimeo.com/38307157 gibt es einige Szenen zu sehen